Angewandte Kunst
Neben seiner Tätigkeit als Maler und Grafiker arbeitete Max Wendl während seiner gesamten Schaffenszeit auch im Bereich der angewandten Kunst. Schon 1929 beteiligte
er sich mit zahlreichen Entwürfen und Kompositionen an der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln. Er zeigte hier Spiegel, Intarsien (Holz-Einlegearbeiten), einen Stoffentwurf und Teppiche.
In den Dreißiger und Vierziger Jahren erhielt Wendl durch Vermittlung Richard Riemerschmids etliche Aufträge, von den im Jahr 1907 gegründeten Deutschen
Werkstätten in Dresden-Hellerau - unter anderm für die Gestaltung von Stoffmustern, vor allem aber für Insarsien Entwürfe.
Nachweislich erhalten aus Wendls Intarsienwerk sind lediglich zwei
große Arbeiten, zum einen in den Deutschen Werkstätten Hellerau (148 x 180 cm), zum anderen im Neuen Jagdschloss Grillenburg im Tharandter Wald (135 x 300 cm).
Wendls Intarsienentwürfe waren nicht nur für Wandverkleidungen oder Möbel konzipiert; er schuf auch kleinformatige Bilder in Intarsientechnik – oft mit „ländlichen“
Motiven.
In der Nachkriegszeit fertigte er zunächst kleine Hinterglasbilder, welche – durch Tauschhandel – die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln wie Milch und Butter
sicherstellen sollten. Leider sind die meisten dieser Kompositionen in Wendls Werkverzeichnis nicht aufgeführt, da sie heute nicht mehr greifbar sind. Als Beispiel
für solch kleinformatige Hinterglasarbeiten die humorige „Musikantengruppe mit Putten“ aus dem Jahr 1952, die zum Verkauf bestimmt war. Hier setzte Wendl auch Blattgold ein. Vor dem
leuchtend roten Hintergrund setzen sich die mit schwarzem Frack bekleideten Musiker dunkel ab. Nicht nur die begleitenden nackten Putten, von denen einer über der Gruppe schwebend
eine Kerze bereithält, verraten den humoristischen, karikierenden Ansatz des Werkes, sondern ebenso die exaltierte Gestik und Mimik der Musizierenden.
Wie viele Andere seiner Altersstufe war Max Wendl nach dem Zweiten Weltkrieg als figurativ arbeitender Künstler gezwungen, zum „Broterwerb“ vorwiegend im Bereich
der angewandten Kunst zu arbeiten. 1947 entwarf Wendl nochmals für die Deutschen Werkstätten Hellerau. Für die Firma seines Schwagers Heinrich Gerg, der sich 1948 mit einem Betrieb
OVI für biologischen Obstsaft und Wein selbständig gemacht hatte, fertigte er Designs für Saftflaschen.
Anfang der Fünfziger
Jahre versuchte er, mit dem Entwurf und der Fertigung von Teppichen Einnahmen zu erlangen. Vermutlich schuf er auch Muster für die in der
Nachkriegszeit gegründete Firma KIBEK, die ab 1951 auch Teppiche produzierte.
Darüber hinaus fertigte Wendl Kleinplastiken und,
vorwiegend als Geschenk, Schmuck, unter anderem mit miniaturenhaft bemaltem Glas.
Beate Marks-Hanßen, Ulrike Weinert